Beitrag von Bruce Elder
Ich habe mich auf den Weg gemacht, um die Pinnacles bei Cervantes zu sehen und den Gascoyne River in Carnavon, der als "umgedrehter" Fluss bekannt ist, weil er die meiste Zeit des Jahres unterhalb des Flussbetts fließt. Ich wollte die beeindruckenden Schluchten im Kalbarri National Park sehen, die Delfine, die zu Monkey Mia in die zum Weltnaturerbe gehörende Shark Bay kommen, und das atemberaubende Ningaloo Reef bei Exmouth.
Aber der Ort, der mich am meisten begeisterte? Der außergewöhnliche Mount Augustus, der größte Fels der Welt, der 1.000 km nördlich von Perth liegt.
Warum dieser ganze Aufwand? Was ist an diesem Ort so besonders? Der Mount Augustus ist trotz seiner Abgeschiedenheit eines derjenigen Wunder Australiens, die man einfach gesehen haben muss. Und ich wollte diesen riesigen Berg hautnah erleben.
Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist nicht der Uluru, sondern der Mount Augustus der größte Felsen der Welt. Er erhebt sich 717 m über einer flachen Ebene und bedeckt eine Fläche von 4.795 Hektar. Damit ist er 1,5-mal so groß wie der Uluru (3330 Hektar). Der Berg hat einen fast 8 Kilometer langen Hauptkamm und ist Schätzungen zufolge mehr als 1600 Millionen Jahre alt. Im Licht der späten Nachmittagssonne ist er mindestens genauso beeindruckend wie der Uluru. Der einzige Unterschied: Er ist mit Bäumen bewachsen.
Die Anreise zum Mount Augustus ist ein Abenteuer. Ich fahre 10 km nördlich von Carnarvon auf dem Highway One und dann 430 km auf der Carnarvon-Mullewa Road nach Osten, bis ich endlich den Eingang zum Mount Augustus National Park erreiche.

Mount Augustus
Die Straßen sind größtenteils von guter Qualität und leicht zu befahren – zumindest dann, wenn es nicht geregnet hat. Das Land ist so flach, die Straße so gut geteert und der Verkehr so gering, dass ein durchschnittlicher Fahrer die Strecke mit 100 km/h zurücklegen kann.
Wenn Sie zügig durchfahren, dauert die Fahrt 6 Stunden. Möchten Sie öfter mal anhalten und aussteigen, z. B. um sich den Duft der Büsche um die Nase wehen zu lassen, dann planen Sie am besten bis zu 8 Stunden ein.
Auf dem Weg zum Mount Augustus kommen Sie in Gascoyne Junction vorbei. Diese Siedlung sieht aus, als würden hier nur 10 Menschen leben (tatsächlich aber sind es 179 Hartgesottene). Es gibt eine Tankstelle und ein paar Geschäfte. Danach führt die Straße stundenlang durch die flache, mit Akazien und Eukalyptusbäumen bewachsene australische Landschaft. Hier treffen Sie auf die authentische Schönheit des Outbacks.
An verschiedenen, weit von der Straße entfernten Stellen, sehe ich Siedlungen mit Wellblechdächern und oasenartigen Gärten. Nach etwas mehr als 480 km scheint die Straße - kurz hinter der Farm beim Mount Phillips - leicht anzusteigen. Obwohl noch 80 km Fahrt vor mir liegen, kann ich am Horizont schon die lilafarbenen Konturen des Mount Augustus erkennen.
Um diesen heiligen Felsen, der vom Volk der Watjarri Burringurrah genannt wird, in seiner ganzen Pracht und Größe zu erleben, sollten Sie ihn mit dem Auto umrunden (eine 49 km lange Fahrt durch Akazien und – im Frühling – wunderschöne Wildblumen). Man kann den Berg auch besteigen. Der 12 Kilometer lange Weg ist jedoch anstrengend, dauert etwa 6 Stunden und ist nur für Besucher mit guter Kondition zu empfehlen. Am Mount Augustus gibt es kein Wasser, daher sollten Sie mindestens 4 Liter pro Person mitnehmen. Wenn Sie mit dem Auto um den Berg herumfahren, laden Parkplätze zu Zwischenstopps und kurzen Spaziergängen zu den Kunstwerken der Aboriginal People ein. An den drei beliebtesten Standorten – Beedoboodu, Mundee und Ooramboo (alle von den Parkplätzen aus erreichbar) – lassen sich eindrucksvolle Petroglyphen bestaunen.
Westaustralische Berge
Neben dem Mount Augustus gibt es in Westaustralien noch mehr auffallende, fast dramatisch wirkende Felsformationen. Im Süden, wo sich der Weizengürtel und das ergiebige Goldabbaugebiet um Kalgoorlie und Norseman erstrecken, befinden sich riesige Granitbrocken in außergewöhnlichen Formen auf den flachen Ebenen.
Die ersten Siedler sammelten und speicherten dort das Regenwasser, das die Felshänge herunterlief. Heute sind die Wasserkanäle zwar noch zu sehen, dienen aber eher als Touristenattraktion. Ich könnte problemlos eine ganze Woche damit verbringen, von einem eindrucksvollen Granitfelsen zum nächsten zu fahren. Alle sind unterschiedlich und jeder hat seine eigene Faszination.
Meine Erkundungstour beginne ich am berühmtesten aller Felsen, dem Wave Rock. Dazu verbringe einen Tag in der Umgebung von Hyden, am östlichen Ende des Weizengürtels.

Wave Rock
Diese 15 Meter hohe und 110 Meter lange Felsenwelle ist von Flechten bedeckt und von grau-roten Granitstreifen durchzogen. Den wenigsten Besuchern fällt auf, dass oben auf der Welle eine Wasserrinne entlang der Kante verläuft.
In der Nähe gibt es einen riesigen Überhang, der als „Hippo's Yawn“ bekannt ist, weil er wie ein Nilpferd mit offenem Maul aussieht. 18 Kilometer weiter nördlich steht eine imposante Gruppe von Granitfelsen, bekannt als Mulka's Cave. Dort bestaune ich die Handabdrücke der Ureinwohner, die hoch oben an den Wänden zu sehen sind. Und die Felsformation namens The Humps sieht aus wie ein seltsamer Buschriese. Sie war ein wichtiges Wasserauffangbecken für das ausgetrocknete Land.
Ich brauche eine Stunde, um The Humps zu erklimmen. Doch als ich endlich den mit riesigen Felsbrocken übersäten Gipfel (wie sind die da hingekommen?) erreiche, hat sich die Mühe mehr als gelohnt! Ich habe einen traumhaften Blick auf die umliegende Landschaft.