Beitrag von Fleur Bainger

Wenn Sie im Broome der 1880er-Jahre einen Glücksritter gefragt hätten, welchen Reichtümern er nachjage, wäre die Antwort nicht „Perlen“ gewesen. Damals waren die Pioniere der jungen Hafenstadt hinter etwas her, das wir heute nicht mehr schätzen: Perlmutt.

Perlmuttknöpfe waren in der ganzen Welt begehrt. Zu ihrer Herstellung wurden kreisrunde Löcher in die Pinctada maxima – die größte Perlmuschel der Welt – gestanzt. Diese Muschel war früher an den Stränden von Broome in Hülle und Fülle zu finden. Das Perlmutt wurde jedoch nicht nur für Knöpfe verwendet. Das glänzende, silbrig-weiße Innere der Muschel war auch ein edles Material für die Herstellung von Besteck.

Der Handel ließ eine der noch immer abgelegensten Städte der Welt florieren. Als die Muscheln in den Untiefen jedoch seltener wurden, mussten Taucher – oft unter Zwang – immer tiefer hinabsinken, um sie zu finden.

Zunächst wurden die einheimischen Ureinwohner brutal ausgebeutet. Als schließlich die Versklavung der Aboriginal People verboten wurde, brachte man stattdessen Arbeiter aus Japan, den Philippinen, Malaysia, Timor und China ins Land.

Um die Jahrhundertwende war Broome zum geschäftigsten Perlenhafen der Welt geworden. Rund 400 Perlenfischer suchten hier den Meeresboden nach den wertvollen Austernschalen ab. Erst als in den 1950er-Jahren Plastikknöpfe populär wurden, musste sich die Perlenindustrie von Broome neu erfinden. Die glänzenden, kugelförmigen Zuchtperlen, für die wir heute viel Geld bezahlen, haben den Handel zwar wiederbelebt. Doch an die produktiven Zeiten von einst konnte der Ort nie wieder anknüpfen. Heute gibt es nur noch eine Handvoll Perlenzüchter in der Umgebung von Broome. Doch in der Stadt existieren noch immer Überbleibsel aus den glorreichen Zeiten. Hier erfahren Sie, wie Sie diese finden.


zu Fuß ing bei Roebuck Bay, Broome

Roebuck Bay, Broome

Spazieren Sie durch Chinatown

Broomes edle Perlen-Boutiquen sind überall in Chinatown zu finden (die meisten davon auf der Dampier Terrace). In der Vergangenheit waren die Straßen jedoch um einiges düsterer als heute.

Chinatown war einst das Rotlichtviertel der Stadt - mit Bordellen, Spielhöllen und Opiumhöhlen, die den Perlentauchern während ihres Landgangs reichlich Ablenkung boten. Zwischen den Perlen-Lagerhallen standen die Straßenhändler und Nudelstände. Das charakteristische Aussehen des Viertels mit seinen Wellblechhäusern gibt noch heute einen Einblick in die damalige Zeit.


Sehen Sie sich einen Film im ältesten Open-Air-Kino der Welt an

Vor über 100 Jahren, im Jahr 1916, eröffnete der „pearling master“ Ted Hunter das berühmte Sun Pictures. Der erste Film, der gezeigt wurde, war ein Stummfilm. Zu Zeiten des Perlenhandels saßen die „weißen Australier“ auf gepolsterten Stühlen in der Mitte, die Kinder vorne und die chinesischen und japanischen Kinobesucher hinten. Malaien, Filipinos und Aboriginal People, die in der sozialen Hierarchie weiter unten standen, mussten durch eine separate Tür eintreten und saßen entweder auf Bänken an den Seiten oder schauten im Stehen zu.

Zum Glück gehört die Rassentrennung der Vergangenheit an. Heute heißt es bei den regelmäßigen Vorführungen in diesem gut erhaltenen, denkmalgeschützten Kino: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ Wer eine Eintrittskarte erwirbt, kann später erzählen, dass er im ältesten Freilichtkino der Welt einen Film gesehen hat.


Ankunft in Sun Pictures in Chinatown, Broome

Sun Pictures, Broome


Besuchen Sie den japanischen Friedhof

Eine der traurigen Wahrheiten über die Perlenfischerei ist, dass das Tauchen nach Muscheln ein gefährlicher Zeitvertreib war, der zu einer erschreckend hohen Zahl von Todesfällen führte. In den späten 1880er-Jahren trugen japanische Taucher Bleistiefel, die jeweils mehrere Kilogramm wogen, schwere Metallhelme und dicke Wollunterwäsche, um sich gegen die eisigen Temperaturen von 10 Grad Celsius am Meeresboden zu schützen. Sie waren regelmäßig bis zu sieben Stunden im Wasser und litten oft unter der Taucherkrankheit.

Am Stadtrand von Broome erinnern über 900 Grabsteine mit japanischen Schriftzeichen an die Menschen, die ihr Leben auf See verloren haben. Besuchen Sie die Gräber und rufen Sie sich die harten Bedingungen ins Gedächtnis, unter denen diese Menschen gearbeitet haben.


Folgen Sie dem Jetty Trail durch die Vergangenheit von Broome

Broomes Original-Holzsteg über dem Meer, der Streeter's Jetty, existiert noch immer. Hier startet der Jetty to Jetty Trail. Dieser als Kulturerbe ausgezeichnete Pfad wurde vom einheimischen Volk der Yawuru angelegt und ist hervorragend ausgeschildert. Außerdem gibt es eine App zum Herunterladen, mit der Sie sich die Geschichten der Einheimischen anhören können. Ihre vielen Stimmen erwecken die Vergangenheit der Perlenindustrie in Broome zum Leben und geben ein Zeugnis vom Leben und Arbeiten in der Hafenstadt.

Der Weg endet an der alten Anlegestelle von Broome am Town Beach. Anschließend können Sie im Pearl Luggers Museum Artefakte der Perlenfischerei besichtigen, darunter ein vollständig restauriertes Perlenfischerboot, sowie weiteren Erzählungen lauschen.