Beitrag von Simon Webster


Halten Sie Ihre Kamera bereit: Die „pink lakes“ Westaustraliens muss man gesehen haben, um das Wunder zu begreifen.

Ende 2017 zeigte eine australische Autowerbung einen gestressten Manager, der sich für „the road not taken“ entschied und sein Smartphone in einen See warf. Das Wasser hatte eine so intensive rosa Farbe, dass es den Anschein hatte, die Aufnahmen wären manipuliert worden. Spezialeffekte waren allerdings nicht notwendig. Den pinken See gibt es wirklich - und er befindet sich in Westaustralien. Und zwar an der Coral Coast, fünfeinhalb Autostunden nördlich von Perth entfernt.

Der Kia-Werbespot war nicht der erste Dreh, bei dem die unwirklich anmutende Hutt Lagoon

als Kulisse genutzt wurde. Schon im Jahr 2016 war das australische Supermodel Jennifer Hawkins für das australische Kaufhaus Myer vor Ort. Und zwei Jahre zuvor machten der Modeblog Gary Pepper Girl und Lancôme Drehaufnahmen am See.

„Erst kürzlich wurde hier ein koreanisches Popvideo gedreht“, sagt Sam Hay, die zusammen mit ihrem Mann Tim den nahe gelegenen Port Gregory Caravan Park betreibt. „Es wurden schon jede Menge Werbespots gedreht, und in den sozialen Medien wird viel darüber berichtet ... dieser Ort hat es bis in alle Ecken der Welt geschafft.“

Jedes Mal, wenn in den Medien über den See berichtet wird, strömt eine neue Welle von Besuchern in diese ruhige Ecke Westaustraliens. Das ist auch nachvollziehbar. Denn wenn man den rosafarbenen See einmal auf dem Bildschirm gesehen hat, muss man ihn in echt erleben – einfach um sicherzugehen, dass es ihn wirklich gibt.


Luftaufnahme des Gregory-Sees in der Nähe von Halls Creek

Lake Gregory, nahe Halls Creek


Alles dreht sich um die Alge

Die auffällige rosa Farbe der Hutt Lagoon ist auf die im Wasser lebende Alge Dunaliella salina zurückzuführen. Wenn sie dem Sonnenlicht ausgesetzt wird, produziert die Alge Beta-Carotin. Das ist der rote Farbstoff, der in Karotten und anderem Gemüse vorkommt. Aufgrund dieser Farbeigenschaft werden die Algen auch zur Verwendung in Kosmetika und Nahrungsergänzungsmitteln sowie als natürlicher Lebensmittelfarbstoff kultiviert.

Die Lagune erstreckt sich über eine Fläche von 70 Quadratkilometern. Sie hat am Morgen die intensivste rosa Farbe und verändert ihr Erscheinungsbild je nach Wetter und Jahreszeit.

„Bei bedecktem Himmel kann sie grau oder silbern aussehen“, sagt Hay. „Es geht aber auch andersrum: Manchmal werden die Wolken durch die Reflexion rosa. An manchen Tagen ist es so hell, dass die Lagune fast lila ist.“

Im Sommer trocknet ein großer Teil der Lagune aus. Das verbleibende Wasser hat dann eine weniger leuchtende rosa Farbe. „Es ist immer noch schön, aber eben anders“, sagt Hay.

Die von dem Paar angebotenen Touren durch die Hutt Lagoon führen die Gäste mit einem Buggy für 6 Personen über Sanddünen, von denen man einen herrlichen Blick auf den See hat. Dabei trifft man auf Emus, Kängurus und Eidechsen. Im Frühling geht‘s durch kilometerlange Wildblumenwiesen.

Im Sommer führen die Touren über die ausgetrockneten Bereiche des Salzbettes, wo der Buggy einen großen Vorteil gegenüber herkömmlichen Allradfahrzeugen hat, da er nicht einsinkt. „Wir müssen immer wieder Leute bergen, die versuchen, über die Salzebenen zu fahren“, sagt Hay. Genau aus diesem Grund rät sie davon ab, den Seegrund zu betreten. „Er ist sehr salzig und weich und kann ziemlich schleimig sein.“


Luftaufnahme von Hutt Lagoon, in der Nähe von Port Gregory

Hutt Lagoon, nahe Port Gregory


Der rosafarbene See

In der Nähe der Küste von Esperance befindet sich auf Middle Island ein weiterer der berühmten rosa Seen Westaustraliens. Experten wissen nicht genau, warum der Lake Hillier rosa ist – manche sagen, es liegt an den Algen, andere vermuten, dass die Farbe auf ein Bakterium im Wasser zurückzuführen ist. Im Gegensatz zur Hutt Lagoon, deren Erscheinungsbild sich ständig verändert, behält der Lake Hillier das ganze Jahr über seinen leuchtenden Farbton.

Als der Entdecker Matthew Flinders das Gewässer 1802 zum ersten Mal sichtete, bezeichnete er es als „einen kleinen See von rosiger Farbe.“ Vielleicht wählte er absichtlich diese Untertreibung, um andere Menschen fernzuhalten. Der Kontrast des leuchtend rosafarbenen Sees zum strahlend blauen Wasser macht den Lake Hillier zu einem absolut spektakulären Ort.

Middle Island lässt sich per Boot oder Hubschrauber besuchen. Mit Goodwin McCarthy Helicopters können Sie auf der Insel landen und dabei auch die Lager-Ruinen erkunden. Sie wurden einst von Black Jack Anderson bewohnt, Australiens einzigem bekannten Piraten, der in den 1830er-Jahren die Gewässer in dieser Gegend unsicher machte. Anschließend geht es weiter zum See. Aufgrund der möglichen Auswirkungen zunehmender Touristenströme auf diese einzigartige Umgebung dürfen die Besucher dem Wasser jedoch nicht zu nahekommen.


Luftaufnahme von Lake Hillier, Middle Insel in der Nähe von Esperance

Luftaufnahme des Lake Hillier, Middle Island nahe Esperance



Robert Blok, Esperance-Bezirksleiter des Parks and Wildlife Service, weist darauf hin, dass Middle Island nur in Begleitung ausgewählter Anbieter betreten werden sollte. „Es geht vor allem um Biosicherheit und den Schutz des empfindlichen Ökosystems der Insel“, erklärt Blok.

Wer die Insel nicht zu Fuß erkunden möchte, kann den Lake Hillier auch aus der Luft betrachten. Ein Rundflug mit Goldfields Air Services von Esperance aus führt Sie erst über den verwirrend benannten Pink Lake auf dem Festland (der normalerweise hellblau ist und so bereits einige Besucher enttäuscht hat). Dann geht’s weiter über die atemberaubende Küstenlinie des Cape Le Grand National Park zum echten rosa See, dem Lake Hillier, auf Middle Island.

„Man sieht den Kontrast zwischen dem Grün der Insel, dem schönen Rosa des Sees und dem Blau des Ozeans,“ sagt Blok. „Das ist ein fantastischer Anblick.“